Warum der Hass auf die Hellenen?

Woher nur die­ser Hass auf Grie­chen­lands Regie­rung? Woher die Häme und der unbe­ding­te Wil­len, Tsi­pras und Syri­za schlecht zu reden? Stu­diert man unse­re Medi­en, packt einen das Grau­sen, in wel­chem Maße pole­mi­siert, pau­scha­li­siert, pro­pa­gan­diert wird. Mit Qua­li­täts­jour­na­lis­mus jeden­falls hat das nichts mehr zu tun, was ich zuletzt in der »Welt« oder auf »tagesschau.de« las. Und unse­re Poli­ti­ker sind um kei­nen Deut bes­ser: vor allem Gabri­el. Unfass­bar. Aber warum? 
Viel­leicht des­halb: Weil die Ereig­nis­se in Athen uns eine Wahr­heit spie­geln, die wir nicht sehen wol­len: weil sie uns zei­gen, dass wir längst unse­re demo­kra­ti­schen und mensch­li­chen Wer­te und Idea­le wie »Frei­heit«, »Mit­be­stim­mung«, »Auf­rich­tig­keit«, »Tap­fer­keit« auf­ge­ge­ben haben und nicht ertra­gen kön­nen, dass ande­re sie gegen die von uns ver­foch­te­ne Logik des Mark­tes ver­tei­di­gen? Weil sie erkenn­bar machen, dass wir den Frei­heits- und Gerech­tig­keits­sinn unse­res Her­zens zuguns­ten eines fühl­lo­sen und kal­ten Kal­küls geop­fert haben? Weil wir es nicht ertra­gen kön­nen, dass es Poli­ti­ker gibt, denen die Benach­tei­lig­ten und Not­lei­den­den Men­schen ihres Lan­des wich­ti­ger sind als die Ret­tung von Banken.
Wer sol­ches »unpro­fes­sio­nell« nennt und dar­über lamen­tiert, dass es Leu­te gibt, die den Falsch­spiel-Regeln der eige­nen Poli­ti­ker­kas­te nicht fol­gen, offen­bart damit eigent­lich nur, dass er das selb­stän­di­ge Den­ken auf­ge­ge­ben hat.
Ver­rä­te­risch ist, wie sehr Jour­na­lis­ten und Poli­ti­ker in Deutsch­land die Ideo­lo­gie­keu­le gegen Tsi­pras zücken. Ohne jedes Argu­ment, ein­fach weil’s so bequem ist. An ihren Keu­len sollt ihr sie erken­nen! Es ist die eige­ne ideo­lo­gi­sche Eng­stir­nig­keit, die hier spricht. Und es ist der Selbst­hass, der hier zetert: Er kommt aus jenem unter­drück­ten Win­kel des Gemüts, in dem die rohen Pol­ter­geis­ter wis­sen, dass sie längst ihre Wer­te und Idea­le ver­ra­ten haben. Wie ließ doch Höl­der­lin sei­nen Tsi­pras – nein, falsch, er hieß Hype­ri­on, war aber auch ein Grie­che – sagen? »Wenn manch­mal mir so ein Wort ent­fuhr, wohl auch im Zor­ne mir eine Trä­ne ins Auge trat, so kamen dann die wei­sen Her­ren, die unter euch Deut­schen so ger­ne spu­ken, die Elen­den, denen ein lei­dend Gemüt so gera­de recht ist, ihre Sprü­che anzu­brin­gen, die taten dann sich güt­lich, lie­ßen sich bei­gehn, mir zu sagen: kla­ge nicht, handle!«