Blog & Aktuelles

Hier finden Sie aktuelle Texte aus meiner Denkwerkstatt.

Lauter liebenswerte Lügen, …

… die mich trotzdem hoffen lassen
Eindrücke von einem Tag auf der Weltausstellung zum Thema »Ernährung und Energie« in Mailand
Es ist doch eine merkwürdige Welt: Wenn es darum geht, sich auf der Expo in Mailand zu präsentieren, zeigt sich ein jedes Land von seiner besten, das heißt grünen Seite. Wüsste man nichts von den Untaten der Agrarindustrie, von Massentierhaltung, genmanipulierten Pflanzen und Bio-Engineering – man wäre fast versucht zu glauben, die Erde sei ein Ökoparadies, in dem ein liebenswerter Wettstreit der Nationen einzig nur der Frage gilt, wer wohl die qualitativ beste Nahrung produziert. Kein Länderpavillon, der nicht intakte Umwelt und gesunde Menschen zeigte – der nicht ein Loblied auf das Gleichgewicht von Mensch und Umwelt sänge. Mit einem Wort: Hier wird im großen Stil gelogen – und diese Lügen sind so wunderschön, so glänzend inszeniert, dass man geneigt ist, sie zu glauben; um sich einmal zumindest in dem Wohlgefühl zu wähnen, die Welt, in der wir leben, sei in Ordnung.

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Leiben

Der Mensch lebt nur, sofern er leibt. Das Wort verdanke ich dem Denker Martin Buber. Und es bekundet eine stille Wahrheit, die dieser Tage oft erschütternd ihre Dringlichkeit verrät: Es gibt kein Menschenleben ohne Leib. Das Leben ist konkret und es immer inkarniert. Zumindest, insofern wir sterblich auf der Erde wandeln, leiben wir in Fleisch und Blut. Das Leiben ist das Wesen des konkreten Menschen. Als Leiber sind wir da – und zwar genau dort, wo der Leib ist. Nicht irgendwo in digitalen Welten, sondern an einem je bestimmten Raum zu einer je bestimmten Zeit. Wir hatten das womöglich schon vergessen. Nun werden wir daran erinnert. Von den Millionen Leiber jener Menschen, die nun als Flüchtlinge in unseren Ländern leiben.

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Heimat

Wer sich für andere Welten öffnet, wird bei sich selbst zuhause sein (CQ)

Der mythische Kampf des Alexis Tsipras

Im Hintergrund der politischen Turbulenzen in Griechenland steht eine epochale Auseinandersetzung um die künftige Weltordnung. Wie sie entschieden wird, lehrt die antike Tragödie.
In Athen wird eine Tragödie gegeben. Doch heißt ihr Held nicht mehr Orest, und auch nicht Ödipus. Ihr Held heißt Alexis Tsipras, und wir sehen ihn in einem Plot, der eines Aischylos oder Sophokles würdig ist: Es ist die uralte Geschichte vom Ringen zweier Mythen, die sich unversöhnlich gegenüberstehen und die nicht miteinander zu vermitteln sind. Es ist ein unauflösliches Dilemma, worin die Helden nur verlieren können. Das ist der Stoff, aus dem Tragödien sind.

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Nur für die Irrsinnigen …

Referendum Hellas; mein Fazit: Nur für die Irrsinnigen ist das Sinnvolle WAHNSINN (CQ) Soviel zu den Kommentaren deutscher Politiker der …

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ES geht um die Zukunft EUROPAS.

Es geht um die Zukunft Europas. Es geht um die Frage, ob wir in den von uns geschaffenen Strukturen verharren und erstarren wollen oder einen Aufbruch wagen werden; ein Thema, das – wie mir in diesen Tagen bei meinem Seminar über die Romantik deutlich wird – schon um 1800 auf der Agenda der europäischen Kultur stand. Damals entwickelten die klügsten unter den jungen Dichtern und Denkern ein Programm des Aufbruchs: des Aufbrechens der erstarrten Formen, in denen sich die europäische Seele verfangen und ihre Lebendigkeit eingebüßt hatte. Sie wollten den Wandel, weil sie sahen, dass die alte Architektur morsch und lebensfeindlich geworden war.

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Warum der Hass auf die Hellenen?

Woher nur dieser Hass auf Griechenlands Regierung? Woher die Häme und der unbedingte Willen, Tsipras und Syriza schlecht zu reden? Studiert man unsere Medien, packt einen das Grausen, in welchem Maße polemisiert, pauschalisiert, propagandiert wird. Mit Qualitätsjournalismus jedenfalls hat das nichts mehr zu tun, was ich zuletzt in der »Welt« oder auf »tagesschau.de« las. Und unsere Politiker sind um keinen Deut besser: vor allem Gabriel. Unfassbar. Aber warum?

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Respekt vor Tsipras

Ich habe Respekt vor Alexis Tsipras. Eines hat er all den Dijsselbloems, den Schäubles und Lagardes voraus: Der Mann hat Mut. Er hat den Mut, die Grundprinzipien der Demokratie hochzuhalten: wenn’s hart auf hart kommt, den Souverän zu befragen – das Volk; auf das Risiko hin, seine Macht einzubüßen; mit der Chuzpe, die eigene Meinung klar und vernehmlich auszusprechen. Alles Dinge, die man Kindern auf der Schule als demokratische Tugenden beibringt. Die aber offenbar nichts mehr wert sind, wenn’s um die »echte Politik« geht – die, die nichts mehr mit Politik zu tun hat.

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