DER WALD

Für unse­re Vor­fah­ren war er Zuflucht und Tem­pel, Hei­mat und Frem­de: der Wald. Tau­send­mal von den Dich­tern besun­gen, Kulis­se unzäh­li­ger Mythen und Mär­chen. Vor allem die Roman­ti­ker zog es unwi­der­steh­lich in die Wäl­der, fan­den sie dort doch eine Ursprüng­lich­keit des Lebens, die sie in der Welt der Städ­te und Märk­te längst nicht mehr fan­den. Von daher mutet es bei­na­he kit­schig an, sich des Wal­des zu besin­nen und einer poe­ti­schen Phan­ta­sie über den Wald zu folgen.
Und doch ist dies wohl­tu­end und heil­sam, denn das Wis­sen um der hei­len­den Kraft des Wal­des ist tief in unse­rer aller See­len ein­ge­zeich­net. Und ein Wald ist fast immer nahe. Sei es in der unmit­tel­ba­ren Umge­bung des Wohn­or­tes, sei es in der Phan­ta­sie. Zu die­sem inne­ren Wald zu wan­dern, möch­te ich Sie ein­la­den. Erin­nern Sie sich. Rufen Sie sich ein Bild vor das inne­re Auge – einen Weg, einen Wald­rand. Sie ste­hen in der Abendsonne.
Offen zum Feld hin steht freund­lich das Tor,
das, umschat­tet von uralten Eichen, den Weg
in dem flir­ren­den Grün küh­ler Schat­ten verschluckt
und dich ein­lädt ins stil­le und heim­li­che Reich
des Wal­des, der oft schon mit zärt­li­chem Hauch
die Wan­ge dir trös­tend und sor­gend gekühlt
dass frei­er du wie­der zu atmen vermochtest
und kraft­vol­ler du dei­nen Herz­spu­ren folgst.
Hier wohnt ein Leben, dem du immer wieder
und ohne zu fra­gen, ver­trau­en darfst.
Treu ist der Wald, er umfängt dich mit Stille
er stimmt dei­ne See­le allein durch sein Sein
auf den pas­sen­den Ton, so dass du aufs Neue
dein Gleich­ge­wicht fin­dest und freu­di­ge Stimmung
dein Herz ganz erfüllt und den Geist dir belebt,
ganz wie ein Freund, der dich liebt, wie du bist.
All­mäh­lich stei­gend schlingt lang­sam der Weg sich
durch düs­te­re Fich­ten den Buchen entgegen
wo lich­ter der Boden und gras­grü­ne Polster
dich freund­lich ein­la­den zu Schlum­mer und Rast,
da mild durch die luf­ti­gen Kro­nen das Licht sich
im hei­ters­ten Tanz mit der Erde vereint
wo aus­ge­streckt träu­mend ihr Spiel du verfolgst
berauscht von dem Rau­schen des Winds im Geäst.
Hier fühlst du Hei­mat, die Erde, den Himmel,
schwingst mit im end­lo­sen Lied unse­rer Welt
weißt dich ver­eint mit dem Sum­men der Fliegen
und dem Gesang all der Vögel ringsum.
Hier magst du blei­ben inmit­ten des Lebens
das du bist und das dich von außen umspielt
du bist gemeint von dem Lied die­ses Waldes
ein­zig nur du, denn du bist ihm die Welt.
(Chris­toph Quarch, für das Brain­light-Hör­pro­gramm verfasst.)