Vom Espresso am Berge…

Eine Sils Maria Eingebung
Das Zarathustra aus dem Gebirge hinabstieg, sah er ein Ansammlung hübscher Häuser, deren Name Sils Maria war. Und da er seinen Fuß über die Schwelle des Dorfes setzte, verwunderte er sich und sprach also zu seinem Herzen:
„Viel Volkes sehe ich hier, viel Schmutz und viel erbärmliches Behagen. Sitzfleisch sehe ich der Brünstigen, die nach Nusstorten und anderen Naschereien lechzen. Siehe, da sitzen sie und schlürfen ihren Kaffee. Lahme Leiber sind’s und letzte Menschen, deren Leben fad wie jene Plörre ist, die sie in sich hineinschütten. Ach, dass der Kaffee in sie fahre und ihren welken Geist befeuerte.
Sie aber schlürfen und genießen und veröden in Behagen. Wehe, unrein ist ihr Herz, so will ich ihnen einem Sturmwind gleich vom Übermenschen sprechen, der feurig ist und das Gebirge sucht und all die warmen Puppenhäuser jener kleinen Menschen meidet!“
Und also trat Zarathustra wilden Antlitzes unter die vielen, die sich ob jener Erscheinung sehr verwunderten, da sie den Fremdling nicht erkannten, der solcherart zu ihnen abgestiegen ward. Und so sprach Zarathustra:
„Wehe, die Zeit ist da, zu der der letzte Mensch im Kaffeehaus verfault.
Wehe, die Zeit ist da, dass er mit Milch und Zucker den Kaffee verunreinigt.
Was aber sind Milch und Zucker anderes denn Nascherei für feiste Schleckermäuler? Ich aber will, dass euer Kaffee rein und schwarz sei – auf dass er euren trägen Geist befeuere!
Rein und schwarz wie Zarathustras Herz zur Mitternacht sei euer Herz.
Man muss Espresso in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.
Wehe, es kommt die Zeit, da ihr keinen Espresso mehr in euch habt. Wehe es kommt die Zeit, wo euer Geist verzuckert und euer Augen milchig sind.
Rein sollt ihr sein – ein Brausen den Verzuckerten und Milchigen im Kaffeehaus!
Frei sollt ihr sein, im Freien sollt ihr feurigen Espresso schlürfen.
Meiden sollt ihr alle Starbucks und modrigen Bistros. Plauderstuben sind, die euch verzuckern lassen. Plauderstuben, wo weibische Milchkaffeetrinker ihr laues Geschäft treiben.
Ich aber will, dass ihr am Berg Espresso trinkt.
Das, meine Brüder, sei euer höchster Wille: dass ihr mit Lachen euren Leib zu Berge schleppt, des Geists der Schwere spottend; dass ihr des Bösen Schwärze in euch schüttet und den Geist der Schwere tötet!
Das Böse Schwarze sollt ihr einverleiben, auf dass es euer Bestes werde!
Auf dass es euren Willen wecke – als einen klaren, starken Feuerwillen.
Klar, stark und feurig, so lehrt Zarathustra, sei euer Willen als ein Willen zum Schnaps!
Siehe, der Schnaps sei euer Feuer und eure Glut. Dass ihr das Feuer des Schnapses und die Asche des Espressos zu Tale tragt, das sei euer höchster Willen, ihr Brünstigen der Berge!
Siehe, noch manche Kanne gibt es zu kochen.
Siehe, noch manchen Klaren gibt es zu trinken.
Wohlan nur, all ihr Geister der Schwere, lasst mich euch Beine machen.
Wenn du zum Kaffeehause gehst, vergiss die Peitsche nicht!“
Also sprach Zarathustra…(durch die Feder von Christoph Quarch…)