HOFFNUNG

Manchmal scheint mir, die Hoffnung sei, was wir am meisten nötig haben; und dass wir jenen Hunderttausenden, die diesen Sommer zu uns kommen, allein deshalb zu Dank verpflichtet sind, weil sie uns ihre Hoffnung bringen. Denn sie, die Hoffnung auf ein besseres und friedlicheres Leben, hat allem Anschein nach die vielen Flüchtlinge zum Aufbruch angetrieben. Der Sog der Hoffnung gab ihnen die Kraft, den weiten und riskanten Weg nach Norden anzutreten. Sie zog sie vorwärts, als das Heimweh sie zur Rückkehr drängte. Hoffnung, so lehren uns die Flüchtlinge, ist eine große Kraft.

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Leiben

Der Mensch lebt nur, sofern er leibt. Das Wort verdanke ich dem Denker Martin Buber. Und es bekundet eine stille Wahrheit, die dieser Tage oft erschütternd ihre Dringlichkeit verrät: Es gibt kein Menschenleben ohne Leib. Das Leben ist konkret und es immer inkarniert. Zumindest, insofern wir sterblich auf der Erde wandeln, leiben wir in Fleisch und Blut. Das Leiben ist das Wesen des konkreten Menschen. Als Leiber sind wir da – und zwar genau dort, wo der Leib ist. Nicht irgendwo in digitalen Welten, sondern an einem je bestimmten Raum zu einer je bestimmten Zeit. Wir hatten das womöglich schon vergessen. Nun werden wir daran erinnert. Von den Millionen Leiber jener Menschen, die nun als Flüchtlinge in unseren Ländern leiben.

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