Lebenskunst

»Mir wird das alles zu viel!« – Hand aufs Herz: Das haben Sie auch schon mal gedacht, oder? Und kennen Sie nicht auch diese unbändige Lust, die einen beim Ausmisten überkommt? Wenn man so richtig in Fahrt ist und die Altpapierkiste immer mehr anschwillt? Herrlich! Es tut so gut, sich von Dingen zu trennen, die man nicht braucht, Ballast abzuwerfen, Altlasten zu entsorgen; den Schreibtisch aufzuräumen oder den Wäscheschrank zu entschlacken. Apropos Wäscheschrank. Dass Lebenskunst eine Kunst des Weglassens ist, hat einst die Modeschöpferin Coco Chanel gesagt – sie, deren ästhetischem Genie wir die Erfindung des »Kleinen Schwarzen« verdanken: eines Kleidungsstückes, dessen Zauber in der Tat darin besteht, alles Überflüssige wegzulassen und sich aufs Wesentliche zu beschränken. Chic und elegant sieht’s aus, dieses Meisterstück der Schneider-Kunst.
Tja, und unser Leben – ist das auch chic und elegant? Oder ächzt es hier und da unter schweren Falten? Erdrückt von zu viel Stoff- und Zierwerk? Beherrschen wir die Kunst des Weglassens? Nicht? Dann sollten wir es halten wie die Frau aus Fulda, die sich vornahm, täglich zehn ungenutzten, überflüssigen, lästigen Stücken ihres Haushalts Lebewohl zu sagen – und sich fortan jeden Tag leichter, lustiger und besser fühlte. Oder wie der
Manager, der einfach den Mittwoch aus seinem Terminkalender strich und seither wieder gern zur Arbeit geht?
›Weniger ist mehr‹ ist ein Slogan, der nicht nur Designer inspiriert. Wem alles zu viel wird, tut gut daran, ihn zu beherzigen.
Trenne Dich diese Woche von drei Dingen, auf die Du verzichten kannst.
(Impulstext aus Zeit-Wert-Geben, ISBN 978-3-00-043042-8 2014, CQ)