„Sei nicht allzu ängstlich, was deine Handlungen angeht. Das ganze Leben ist ein Experiment.“
(Ralph Waldo Emerson)
Immer wenn im Physikunterricht ein Experiment auf dem Lehrplan stand, wurde es spannend. Dann passte man ausnahmsweise auf, weil es ja sein konnte, dass die ganze Sache schief geht und irgendetwas Unvorhergesehenes geschieht. Das war dann zwar schlecht für den Lehrer, aber unterhaltsam für uns Schüler – die auf diese Weise unterm Strich sogar mehr lernten als wenn der Versuch geglückt wäre. Denn eben darin liegt der Reiz eines Experiments: dass man etwas anfängt, von dem man nicht zuverlässig weiß, was am Ende herauskommt. Sicher ist dabei nur eines: Schlauer wird man nur dadurch, dass man es tut – dass man den Versuch unternimmt, egal wie er ausgeht. So gesehen kann man bei einem Experiment immer nur gewinnen: Erkenntnis, Einsicht, Erfahrung. Und so gesehen, ist es gar nicht schlimm, wenn ein Experiment anders ausgeht als man gedacht hat. Und deshalb gibt es auch keinen Grund, sich vor einem Experiment zu fürchten. Hat man sich das klar gemacht, dann ist es eine verlockende Idee, das eigene Leben als ein Experiment zu deuten: weil uns das von dem Zwang befreit, alles immer richtig machen zu müssen; weil wir dann nicht mehr ängstlich darauf bedacht sein müssen, bloß keine Fehler zu begehen. Und weil wir dann unserer Kreativität freien Lauf lassen und mutig Neues erproben können. Ganz nach dem Motto: Wer wagt gewinnt. Denn tatsächlich gibt es nur einen Fehler, den wir begehen könnten: Nichts wagen, keine Experimente machen, kein Risiko eingehen.
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(Aus Zeit-Wert-Geben Impuls „Experiment“)