»Die Griechen gibt es nicht«

Nur noch 41 Prozent der Deutschen votieren für ein Verbleiben Griechenlands in der Eurozone. Der Rest ist dagegen, irgendwelche weiteren Zugeständnisse an die Griechen zu machen – an »die Griechen«.
An welche Griechen eigentlich? Erstaunlich, wie bereitwillig Menschen die Unschärfen der Sprache ausschlachten um ihre Ignoranz zu kaschieren. »Die Griechen« gibt es nämlich nicht. »Die Griechen«, über die man herzieht, sind immer ganz andere als »die Griechen«, deren Land man besucht hat und die immer so nett zu einem waren. »Die Griechen« sind die, die ihre Schulden zurückzahlen und sich dem Diktat der »Institutionen« (ein noch perfiderer Begriff, der ausschließlich etwas verschleiern und nichts aussagen soll!) zu unterwerfen haben. Aber auch diese »Griechen« gibt es nicht. Diejenigen, die gewisse Vereinbarungen mit ihren Gläubigern getroffen haben, sind andere Griechen als die, die heute regieren. Die wiederum sind andere als die, die über Jahrzehnte hinweg ihr Land geplündert und nun ihre Euro-Schäflein ins trockene Ausland gebracht haben. Das Üble an der Rede von »den Griechen« ist, dass sie es erlaubt, Menschen abzustrafen, nur weil sie der Nation angehören, deren frühere Oligarchen ihr Land zerstört haben – dass man eine gewählte Regierung zerschießt, weil sie Absprachen nicht einhalten kann, die fremdgesteuerte Vorgängerregierungen unverantwortlicher Weise und unter externem Druck eingegangen sind. Aber das alles muss man wohl nicht beachten, wenn einem das Schicksal von 11 Millionen Menschen mehr oder weniger gleichgültig ist.