Danken und Denken

Danken ist gerade heute wichtiger denn je. Das Wort „Dank“ veranlasst mich zu einem kleinen, philosophischen Exkurs. Denn das Danken, so scheint mir, ist eine oft verkannte Schwester des Denkens. Nicht nur phonetisch sind sich beide äußerst nahe. Streng genommen ist kein wahres Denken oder Danken möglich. Denken – das wir nicht mit Rechnen, Kalkulieren, Kognition oder dergleichen verwechseln dürfen – ist, wenn es wirklich Denken ist, immer Antwortgeben auf das Sein, das uns gegeben ist. Denken ist kein Ausdenken und auch kein Phantasieren. Denken ist vielmehr gebunden an dasjenige, was es bedenkt, durchdenkt und dem es nachdenkt. Denken ist ein Wahr-nehmen der Welt – eines das die Phänomene nicht nur schmeckt und hört und riecht, sondern sie in ihrem Sein gewahrt und in Gedanken aufbewahrt. Dabei ist das Denken dem Gedachten eine Antwort schuldig. Darin liegt seine Verantwortung. Ihr genügt das Denken, wenn es auch ein Danken ist: wenn es sich demjenigen, das ihm zu denken gab, verbunden weiß und es bejaht.

Heute gibt es in der Welt viel Denken, das sich längst dem Danken abgewandt hat: Man verwechselt kognitive Operationen mit Denken und bildet sich ein, denkende Maschinen bauen zu können. Das aber ist unmöglich, solange Maschinen nicht danken können. Doch das wird ihnen ewig verwehrt bleiben, weil sie nicht wissen, was es heißt, einem Gegenüber im Dank verbunden zu sein – eines Anderen mit guten Gedanken zu gedenken.

Mehr als das Denken-können ist das Danken-können ein Monopol des Menschen. Unsere Würde kommt in ihm zu ihrer schönsten Strahlkraft. Menschen, die nicht danken können oder wollen, haben viel von dem verloren, was die Schönheit und die Würde unseres Lebens ausmacht. Wie bin ich dankbar, dass wir fähig sind, unsere Herzen gegenseitig mit innigem Dank zu erfüllen.

In diesem Sinne herzlich Christoph

P.S. Dank sollte und kann auch monetärer Art sein – z.B. an die Krankenschwestern und Pflegern in den Krankenhäusern – an die Menschen, die jetzt nicht im großen Rettungsschirm sich abfedern lassen, sondern mit ihrer Arbeit weiter unsere Gesellschaft bedienen. Undankbar können wir alle gerne gegenüber der Automobilindustrie sein und unseren Undank durch keine neuen Autokäufe ausdrücken – was sich hier gerade auf politischer Ebene abspielt, spottet jeder Denkbarkeit.