Cadillac

Bun­te Farben
Pink und Himmelblau
Chrom im Fluss
geformt vom Fahrtwind
hei­ßer Highways
durch die Wüste.
Ele­gant und groß
der gan­ze Stolz
einer Nation 
zu einem
eigenen
inzwi­schen einstigen
Stil geronnen
der all die Wei­te atmet
eines Landes
schein­bar grenzenloser
Offenheit
und scheinbar
unbegrenzter
Möglichkeiten
der von Hollywood
und Hotel Cali­for­nia kündet
jener vagen Vision
jenem Mythos meiner
Kindertage
Mond­lan­dung und Marc Spitz
in Stars and Stripes.
Lan­ge bevor das ande­re Gesicht
sich zeigte
in Guan­ta­na­mo und im Irak
und an der Wallstreet
und im Plastikmüll
und in den dre­cki­gen Tischen
eigent­lich überall.
Doch die­ser stol­ze Cadillac
die­ser zu Blech und Chrom
erstarrte
Ame­ri­can Dream
singt lei­se noch das alte Lied
das ich so gerne
hören würde
das aber dauernd
über­tönt wird
von dem Lärm
der aus den Bars und Shops drängt;
das erstickt wird
von den über­fet­ten Leibern
die all jene
schö­nen, schlanken,
ele­gan­ten Karossen
verleugnen
und dem Traum von damals
spotten
ganz so wie die dump­fe Gier
die schwül über
den Casi­nos hängt.
(Ame­ri­ka­ni­sche Minia­tu­ren, CQs Rei­se­jour­nal, USA, Som­mer 2017)