Neu­start. Fünf­zehn Leh­ren aus der Corona-Krise

Vor­be­mer­kung

In sei­nem vor fünf Jah­ren erschie­nen Welt­best­sel­ler „Homo Deus“ stell­te Yuval Noah Hara­ri nicht ohne Stolz fest, das The­ma „Epi­de­mien“ sei von der mensch­li­chen Agen­da ver­schwun­den. Con­vid-19 ali­as Coro­na spot­tet die­ser Dia­gno­se: Heu­te, am 12. März 2020 beherrscht nicht nur eine Epi­de­mie, son­dern eine Pan­de­mie die Nach­rich­ten­sen­dun­gen in allen Län­dern. Ein unschein­ba­res Virus bringt zu Wer­ke, was mensch­li­chen Ambi­tio­nen nicht gelun­gen ist: eine dras­ti­sche Reduk­ti­on der Co2-Emis­sio­nen, ein Ein­bruch des Flug­ver­kehrs, Kon­sum­ver­zicht. Der­weil tau­melt die Welt­wirt­schaft, Indus­trien bre­chen ein, Mil­lio­nen Men­schen ban­gen um ihre wirt­schaft­li­che Exis­tenz. Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker müs­sen erken­nen, dass sie die Ver­ant­wor­tung für den Bestand einer Gesell­schaft nicht län­ger dem Markt über­las­sen kön­nen. Und jede bzw. jeder ein­zel­ne muss des­sen gewahr wer­den, wie fra­gil nicht nur das für so uner­schüt­ter­lich erach­te­te poli­tisch-öko­no­mi­sche Sys­tem ist, son­dern auch der eige­ne Leib. 

Coro­na stellt alles in Fra­ge, wor­an wir bis­lang so fest glaub­ten und was wir für selbst­ver­ständ­lich hiel­ten. Dar­in liegt die Chan­ce für uns alle, die mit die­ser Pan­de­mie gege­ben ist. Bei aller Tra­gik ein­zel­ner Schick­sa­le, an denen es nichts zu beschö­ni­gen gibt, soll­ten wir uns die­se Gele­gen­heit nicht neh­men las­sen. Das Virus könn­te unser aller Leh­rer wer­den, denn es ruft mit lei­ser aber ein­dring­li­cher Stim­me eben das, was einst unse­re Kul­tur her­vor­brach­te: „Erken­ne dich selbst“! Die­ses Wort aus dem anti­ken Del­phi sagt, wofür die Zeit gekom­men ist: eine geis­ti­ge Qua­ran­tä­ne, um in uns zu gehen und zur Besin­nung zu kom­men. Wir müs­sen unse­re Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten und unser Selbst­ver­ständ­nis auf den Prüf­stein stel­len: unser Ver­hält­nis zur Natur, unser Ver­hält­nis zu ande­ren Men­schen, unse­re Öko­no­mie, unse­re Poli­tik, unse­re pri­va­ten Prio­ri­tä­ten. Für die Zukunft der Mensch­heit wird ent­schei­dend sein, ob wir den Mut dazu auf­brin­gen, uns dem Anspruch Coro­nas aus­zu­set­zen und ver­ant­wor­tungs­vol­le Ant­wor­ten auf ihn zu geben: Ant­wor­ten, die die Welt ver­än­dern müs­sen. Die Rich­tung, die es dabei ein­zu­schla­gen gilt, nennt ein ande­res Wort aus dem anti­ken Del­phi: „Das Bes­te ist das Maß.“

1. Die Natur lässt sich nicht beherrschen

Im Jahr 1637 schrieb der Phi­lo­soph René Des­car­tes, der Mensch sei „Herr und Meis­ter der Natur“. Jeden­falls sei dies sei­ne Bestim­mung. Das war der Start­schuss zu einer bei­spiel­lo­sen Nutz­bar­ma­chung, Beherr­schung und Zer­stö­rung der Natur. Seit­her glaubt der Mensch der Neu­zeit, sich die Welt mit Wis­sen­schaft und Tech­nik dienst­bar machen zu kön­nen. Die­sem Glau­ben ver­dan­ken sich nicht nur Wohl­stand und Kom­fort der Gegen­wart, son­dern auch die von den IT-Gigan­ten des Sili­kon-Val­ley ver­hei­ße­ne Erlö­sung des Men­schen von der Natur durch sei­ne Umwand­lung in Daten und in Algo­rith­men. Wir stan­den so kurz vor dem Ziel… – und nun das!

Oder etwa nicht? Zwei­fel sind erlaubt. Des­car­tes glaub­te, die leben­di­ge Welt sei nichts ande­res als eine gro­ße Maschi­ne, die der Mensch gebrau­chen kön­ne. Heu­te glau­ben wir, sie sei ein ein­zi­ger Daten­be­stand, den wir mit Hil­fe unse­rer Maschi­nen berech­nen und per­fek­tio­nie­ren kön­nen. Coro­na aber lehrt uns, dass es ganz so leicht nicht geht: dass das Leben weder eine Maschi­ne, noch ein Algo­rith­mus ist, son­dern ein fra­gi­les Ereig­nis inmit­ten eines gro­ßen, wun­der­sa­men Schau­spiels, das die Grie­chen phý­sis nann­ten: Natur. Die­ses Schau­spiel folgt zwar eher­nen Geset­zen, aber gleich­wohl gibt es Raum für Anar­chie und Impro­vi­sa­ti­on. Unvor­her­seh­ba­res ist im Spiel­ge­sche­hen der Natur vor­ge­se­hen. Die Quan­ten­phy­sik lehrt, dass alles stets auch anders sein könn­te – und dass unse­re sicht­ba­re und schein­bar so ver­läss­li­che Welt auf einem schwan­ken Oze­an von Mög­lich­kei­ten schwimmt. 

Mikro-Orga­nis­men kön­nen jeder­zeit mutie­ren. Mikro­ben, mit denen wir eben noch in fried­li­cher Koexis­tenz leb­ten, kön­nen schlag­ar­tig zur Gefahr wer­den. „Alles fließt“, wuss­te schon Hera­klit – ohne dass er dabei ahn­te, dass die­ser Pla­net mit­nich­ten das „Domi­ni­um Ter­rae“ eines gott­glei­chen Men­schen­tums ist, son­dern das Impe­ri­um uner­mess­lich vie­ler Lebe­we­sen, deren unsicht­ba­res Mit­ein­an­der aller­erst die Vor­aus­set­zun­gen schafft, unter denen Men­schen leben kön­nen. Die Wahr­heit ist: Wir sind nur Gäs­te in einer von uns unbe­herrsch­ba­ren Natur, die augen­blick­lich ihre Mus­keln spie­len lässt. Uns das im Zeit­al­ter des Kli­ma­wan­dels zu Bewusst­sein zu brin­gen und es zu beher­zi­gen ist die drin­gends­te Lek­ti­on, die uns das Virus lehrt.

2. Wir müs­sen die Wild­nis respektieren

Ob auch wahr ist, was man uns erzählt, wird wohl nie zu klä­ren sein: dass Coro­na auf einem Markt in der chi­ne­si­schen Stadt Wuhan von einem Wild­tier auf den Men­schen über­tra­gen wor­den sei. Neh­men wir fürs ers­te an, die offi­zi­el­le Sto­ry sagt die Wahr­heit: Dann hat sie das Zeug zu einem epo­cha­len Mythos. Denn in ihr ver­dich­tet sich das Dra­ma unse­rer Zeit: der sys­te­ma­ti­sche und kon­se­quen­te Über­griff des Men­schen auf das nicht domes­ti­zier­te, freie, wil­de Leben – ein Angriff auf Mil­lio­nen Tier- und Pflan­zen­ar­ten, die wir aus­ge­rot­tet haben, da wir sie auf dem Altar unse­rer gren­zen­lo­sen Gier geop­fert haben. Eine Art scheint aus der Art geschla­gen. Denn sie schlägt zurück: Covid-19.

Weni­ger als 13 Pro­zent der Erd­ober­flä­che wer­den noch als „Wild­nis“ ein­ge­stuft. Alles ande­re hat der Mensch kolo­nia­li­siert. Dadurch ist er in Berei­che vor­ge­drun­gen, die ihm zu betre­ten nicht gut ansteht: dort­hin, wo er mit Mikro­ben in Kon­takt kommt, die aus ihrem ange­stamm­ten Habi­tat ent­fernt zu Pan­de­mien und tau­send­fa­chem Tod füh­ren kön­nen. Ob Coro­na, Aids, Ebo­la, Sars, Pest oder Grip­pe. Alle gro­ßen Seu­chen haben wir von Tie­ren über­nom­men, deren Lebens­form und Lebens­art wir kon­se­quent miss­ach­te­ten. Dass ein Virus nun von einem Schup­pen­tier auf Men­schen über­sprang und seit­her die Ein­rich­tung der Welt gefähr­det, scheint bei­na­he ein Mene­te­kel für die Welt zu sein – ähn­lich wie der Eis­berg-Crash der Tita­nic zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts: ein Weck­ruf, Schluss zu machen mit den fort­wäh­ren­den Über­grif­fen gegen die Natur, der dau­ern­den Ver­ge­wal­ti­gung ihrer jung­fräu­li­chen Wild­nis. So wie gefro­re­nes Was­ser ein Schiff auf den Grund des Oze­ans zu schi­cken ver­mag, kön­nen auch Mikro­ben noch so stol­ze Rie­sen­or­ga­nis­men wie Men­schen ums Leben brin­gen. Die Wild­nis war schon immer uner­bitt­lich. Viel­leicht ist dies ihre letz­te Warnung. 

3. Ver­zich­ten ist mög­lich – und zuwei­len unerlässlich.

Als vor nicht lan­ger Zeit die Fri­days-for-Future-Bewe­gung Fahrt auf­nahm, wand­te sich der öffent­li­che Dis­kurs für eine kur­ze Zeit der Fra­ge zu, ob Kon­sum­ver­zicht oder staat­li­che Ver­bo­te pro­ba­te Mit­tel sein kön­nen, um den Her­aus­for­de­run­gen des Kli­ma­wan­dels zu begeg­nen. Wer für sol­ches votier­te, muss­te schnell erken­nen, welch außer­or­dent­li­che Wider­stän­de Wor­te wie „Ver­zicht“ oder „Ver­bot“ in wei­ten Krei­sen sei­ner Zeit­ge­nos­sen aus­lös­ten. Vor allem ortho­do­xe Anhän­ger der Dok­trin des Wirt­schafts­li­be­ra­lis­mus taten sich in die­ser Debat­te mit mar­ki­gen Wor­ten her­vor. Chris­ti­an Lind­ner etwa, Chef der Frei­en Demo­kra­ten (FDP), sag­te: „Ich will nicht ver­zich­ten, und ich will auch nicht, dass ande­re ver­zich­ten müs­sen.“ Heu­te, in Zei­ten der Pan­de­mie und des Shut-Down, klingt die­ses Zitat wie die Reak­ti­on eines bocki­gen Zwölf­jäh­ri­gen, der nicht ver­stan­den hat, wel­che Zeit geschla­gen hat. Es klingt nicht nur so: Es ist genau dies. 

Eben das in die Lek­ti­on, die wir nun ler­nen müs­sen: In Kri­sen­zei­ten ist Ver­zich­ten eine Opti­on. Und je eher man damit beginnt, des­to bes­ser. Was Coro­na betrifft, so haben wir in Deutsch­land ver­mut­lich drei oder vier Wochen zu lan­ge gewar­tet, hät­ten viel frü­her Gren­zen schlie­ßen und Ski-Urlau­be unter­bin­den müs­sen. Die Fol­ge­kos­ten wären weit gerin­ger aus­ge­fal­len als all das, was spä­ter kam. Was den Kli­ma­wan­del angeht, so haben wir ver­mut­lich drei oder vier Deka­den zu lan­ge gezau­dert. Den Preis, den wir eines Tages dafür wer­den zah­len müs­sen, möch­te sich nie­mand aus­ma­len. Heu­te müs­sen wir uns fra­gen: Wol­len wir län­ger ver­na­gelt und ver­zwei­felt rufen „Ich will aber nicht ver­zich­ten!“ – „Ich will Bewe­gungs­frei­heit!“? Nein, wir kön­nen uns dies nicht mehr leis­ten. Wir müs­sen ein­se­hen, dass die Zeit vor­bei ist, in der wir unge­straft so tun konn­ten, als sei unser eige­ner Wil­le das Maß aller Din­ge – und nicht das fak­ti­sche Sein die­ser Welt, die ver­ant­wort­li­ches Han­deln von uns ver­langt und nicht ein bocki­ges Trotzgehabe.

Coro­na lehrt aber nicht nur, dass Ver­zicht zuwei­len unaus­weich­lich ist. Es lehrt vor allem, dass es mög­lich ist, Ver­zicht zu leis­ten. Ja, dass es viel leich­ter fällt, als wir alle dach­ten. Gewiss gibt es auch jetzt noch eini­ge Ver­na­gel­te, die sich in Selbst­mit­leid ob des erzwun­ge­nen Ver­zichts erge­hen. Aber die Mehr­heit der Men­schen scheint sogar in Deutsch­land zu erken­nen, dass Ver­zich­ten sie nicht umbringt – dass Ver­zich­ten sie viel­mehr berei­chern kann: mit dem kost­bars­ten aller Schät­ze: Zeit.

4. Ego­is­mus ist out, Mit­ein­an­der ist in

Noch hal­len die Heils­bot­schaf­ten im Raum: „Du hast es in der Hand!“; „Du bist dei­nes Glü­ckes Schmied!“; „Du kannst mit dei­nem Wil­len die Wirk­lich­keit kre­ieren!“ – So pfif­fen es die Spat­zen von den Dächern. Nein, nicht die Spat­zen, son­dern die Spat­zen­hir­ne man­cher Pseu­do-Coa­ches oder Küchen­psy­cho­lo­gen, die uns weis­zu­ma­chen lieb­ten, jede und jeder hät­ten die vol­le Ver­fü­gungs­macht über das, was sie „mein Leben“ nen­nen. Die Wahr­heit aber sieht ganz anders aus. Die Lek­ti­on, die uns Coro­na lehrt, macht ein für alle Male deut­lich: Nie­mand ist der Herr und Meis­ter sei­nes eige­nen Lebens. Alle sind wir unauf­lös­lich ein­ge­bun­den in ein umfas­sen­des Netz des natür­li­chen und des sozia­len Lebens, das wir weder mit unse­rem Nar­ziss­mus igno­rie­ren noch mit unse­rem Ego­is­mus domi­nie­ren können. 

Die Ein­sicht, die Coro­na lehrt, zwingt uns dazu, sys­te­misch den­ken zu ler­nen: Wir sind, was wir sind, durch die sys­te­mi­schen Ver­bin­dun­gen, in denen wir zu ande­ren ste­hen: zu ande­ren Men­schen, aber auch zu allen ande­ren Wesen der beleb­ten Welt. Unser gan­zes Sein, unse­re Iden­ti­tät, ist das Pro­dukt unse­rer Bezie­hun­gen – und gera­de nicht ein erra­ti­sches Ich, das sich Kraft sei­nes Wil­lens und Kraft sei­ner Macht die Welt nach sei­nem Bild bau­en könn­te. Covid-19 lacht ob sol­cher Hybris. 

Lebens­kunst kann län­ger nicht Selbst­op­ti­mie­rung oder Stei­ge­rung der eige­nen Macht bedeu­ten – son­dern ledig­lich die Kunst der sys­te­mi­schen Inter­ak­ti­on und Koope­ra­ti­on. Natür­lich liegt es auch an jedem ein­zel­nen, was er aus sei­nem Leben macht; aber nicht als mäch­ti­ger Poten­tat, son­dern als acht­sa­mer Part­ner einer kon­ti­nu­ier­li­chen Kon­ver­sa­ti­on mit ande­ren: mit ande­ren Men­schen eben­so wie dem Sein im Gan­zen. Nur wenn wir uns aus unse­rem Ein­ge­bun­den­sein ins Gro­ße und Gan­ze der Welt her­aus ver­ste­hen und unse­re Ver­ant­wor­tung dar­in erken­nen, auf das zu hören, was ande­re uns zu sagen haben – und nur wenn wir stim­mi­ge Ant­wor­ten dar­auf zu geben ver­mö­gen, wer­den wir den Her­aus­for­de­run­gen, vor den denen wir ste­hen, begeg­nen kön­nen: gleich­viel, ob es sich dabei um eine Pan­de­mie, den Kli­ma­wan­del oder die zu erwar­ten­den öko­no­mi­schen und sozia­len Tur­bu­len­zen handelt.

Die Gebo­te die­ser Stun­de lau­ten: Inter­ak­ti­on, Soli­da­ri­tät, Mit­ein­an­der. Auch wenn wir gut bera­ten sind, phy­sisch von ein­an­der Abstand zu hal­ten, müs­sen wir nun unse­ren Mind­set auf Ver­bun­den­heit und auf Gemein­schaft umpo­len. Das Zeit­al­ter des Ego­is­mus ist vor­bei. Das Zeit­al­ter der Soli­da­ri­tät muss nun beginnen. 

5. Allein sein ist gut, Gemein­schaft ist besser

Bun­des­kanz­le­rin Ange­la Mer­kel hat die Men­schen in Deutsch­land auf­ge­for­dert, sozia­le Kon­tak­te auf ein Mini­mum zu redu­zie­ren. Nur so kön­ne eine expo­nen­ti­el­le Aus­brei­tung des Coro­na-Virus gestoppt wer­den. Was sie genau damit mein­te, sei dahin­ge­stellt. Nicht gemeint haben soll­te sie jeden­falls, dass wir nun alle gut dar­an täten, uns in eine sple­ndid iso­la­ti­on zu flüch­ten und alle Brü­cken zu unse­ren Mit­men­schen abzu­bre­chen. Aber sie dürf­te doch wohl eher an leib­lich-phy­si­sche Kon­tak­te gedacht haben und nicht an geis­tig-emo­tio­na­le Ver­bin­dun­gen. Denn gera­de die­se letz­ten sind es, die in Kri­sen­zei­ten dop­pelt, drei­fach wich­tig wer­den. Wenn da drau­ßen das Coro­na-Virus Unheil brin­gend durch die Städ­te schweift, ist es umso wich­ti­ger für uns Men­schen, nicht allein zu sein. Ja, selbst wenn Allein-Sein der viel­leicht sichers­te Viren­schutz ist, so ist doch Ein­sam­keit die wahr­schein­lich schlech­tes­te Gemüts­la­ge, um all dem zu begeg­nen, was nun mit­ten unter uns geschieht. 

„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“, steht schon im Buche Gene­sis der Bibel. Und „zwei sind bes­ser als einer allein“ ergänzt das Buch des Pre­di­gers. Wie wahr dies ist, wird die­ser Tage deut­lich: Es ist gut, Men­schen um sich zu wis­sen, die einem Mut zu spre­chen oder trös­ten; Men­schen, auf die man sich ver­las­sen kann, wenn einen selbst das Virus trifft und nie­mand sonst da ist, der nach einem schaut, die Ein­käu­fe erle­digt oder, wenn es hart auf hart kommt, ins Kran­ken­haus fah­ren kann. In Zei­ten eine Pan­de­mie ganz allein auf sich gestellt zu sein, ist kei­ne gute Per­spek­ti­ve – ein viel zu hoher Preis, für die ver­meint­li­che Frei­heit, die ein unge­bun­de­nes Leben trü­ge­risch in Aus­sicht stellt. Klingt es auch noch so alt­mo­disch: Zei­ten wie die­se geben zu erken­nen, wie wert­voll die Fami­lie ist – oder die Part­ner­schaft; selbst wenn sie uns zuwei­len dazu zwin­gen, unlieb­sa­me Kom­pro­mis­se zu schlie­ßen. Covid-19 legt uns nahe, dass es bes­ser ist, hier und da die eige­ne „Poten­zi­al­ent­fal­tung“ ein­zu­schrän­ken und sich auf die Eigen­hei­ten eines ande­ren Men­schen ein­zu­las­sen als in Kri­sen­zei­ten ganz allein auf sich gestellt zu sein; gera­de im Alter.

Wir kön­nen von Coro­na ler­nen, dass es gut ist, sich nach Lebens­for­men umzu­se­hen, die Gemein­schaft und Soli­da­ri­tät mit ande­ren zulas­sen: In klei­nen sozia­len Ver­bän­den lässt sich Qua­ran­tä­ne bes­ser über­ste­hen als allein; viel­leicht in einer Alten-WG viel­leicht, bei der ein jeder sich mit sei­nen Viren in den eige­nen Bereich zurück­zie­hen kann, sich dabei aber doch nicht ein­sam und ver­las­sen füh­len muss.